Sognefjord, Gletscher und Hiebe vom Getriebe

Starker Nordwind ist für die nächsten Tage gemeldet – und zwar für die ganze Westküste Norwegens. Also beschliessen wir uns ins Landesinnere zu verziehen und den Sognefjord anzusteuern. Mit seiner Länge von 205km ist er der längste Fjord in Norwegen.

Von Bergen zum Sognefjord

In drei Tagesetappen von Bergen aus – leider praktisch nur unter Motor – erreichen wir schliesslich den Fjord. Er begrüsst uns mit böigen Winden und wir können endlich wieder einmal die Segel setzen. In zwei Tagesetappen erreichen wir unser erstes Ziel Vik. Ein kleines verschlafenes Dörfchen umgeben von hohen Bergen.

Wir schlendern durch das verschlafene Dörfchen und wandern entlang des Flusses bis zur Stabkirche Hopperstad. Der Eintritt von 1200 NOK (12 Euro) lässt uns schon erahnen, dass hier einige Touristen vorbeikommen. Und tatsächlich, am nächsten Tag um 0700 Morgens fällt der Anker eines Kreuzfahrtschiffes und Hunderte Besucher strömen in das kleine Dorf. Gut, dass wir unsere Wanderung schon am Vortag gemacht haben!

Weiter nach Flåm

Für uns geht es nun weiter nach Flåm. Wir verlassen den Hauptarm des Sognefjords und biegen in den Aurlandsfjord ein. Hier ragen die Berge teils senkrecht aus dem Wasser empor – eine Kulisse, die uns sprachlos macht. Zunächst tuckern wir noch unter Motor durch die beeindruckende Landschaft, bis plötzlich der Wind auffrischt. Die letzten Meilen können wir wieder segeln, während das Tiefdruckgebiet draussen vor der Küste seine Wirkung bis ins Fjordinnere entfaltet. Wir legen bei ca. 35kts Windböen im Hafen von Flåm an. Und wie nicht anders zu erwarten ist, legt am nächsten Morgen bereits das erste Kreuzfahrtschiff an.

Mit der Flåmbahn nach Myrdal – und mit dem Velo zurück

Natürlich wollen wir mit der berühmten Flåmbahn nach Myrdal fahren, angeblich die steilste normalspurige Eisenbahn der Welt. Als Bündnerin bin ich nicht ganz damit einverstanden. Die Rhätische Bahn hat mit 70 ‰ Steigung 14,5 ‰ Steigung mehr als die Flåmbahn. Beim Ticketkauf empfiehlt uns die Dame die Fahrt besser am Samstag zu machen, da am Freitag ein Kreuzfahrtschiff mit 6000 Gästen erwartet wird. Soviele Touristen auf einem Haufen sind wir nicht gewohnt und ziehen am Freitag auf der Winggis 42 unsere Vorhänge zu um den neugierigen Blicken zu entkommen.

Am Samstag geht’s dann los – mit den Velos im Gepäck. Wir wollen mit der Flåmbahn nach Myrdal und dann mit unseren Velos zurück nach Flåm fahren. Die Fahrt mit der Flämbahn durch das Flåmtal ist beeindruckend. Es geht vorbei an Wasserfällen, steilen Felswänden und schliesslich hinauf bis nach Myrdal auf 866m. Dann beginnt die Abfahrt und es geht zuerst die 21 steilen Serpentinen nach Kårdal runter, mit 10-12% Gefälle Schotter werden sogar unsere Velobremsen heiss. Danach geht es gemütlich entlang des Flusses zurück nach Flåm. Schön war es!

Nærøfjord

Es zieht uns weiter in den Nærøfjord, der schmalste Fjordarm des Sognefjords. Er misst an der schmalsten Stelle 250m und ist von 1800m hohen Bergen umgeben. Zusammen mit zwei privaten Luxusyachten ankern wir in einer stillen Bucht. Die Aussicht ist einfach spektakulär und wir sitzen im Cockpit und bestaunen die Umgebung. Die Wanderung zum nahe gelegenen Wasserfall war ebenfalls sehr eindrücklich und wird uns in Erinnerung bleiben.

Fjærlandsfjord

Unsere Freunde Julia und Jens von der SY Senja sind auf ihrem Rückweg aus dem Norden, und wir möchten sie unbedingt noch treffen. Wir verabreden uns in 4–5 Tagen in Leirvik – genug Zeit, um vorher noch einen Abstecher in den Fjærlandsfjord zu machen.
Der Fjord gilt als einer der schönsten Seitenarme des Sognefjords. Hier ziehen sich die Gletscherzungen bis fast hinunter ans Wasser, ein Anblick, der uns sofort in seinen Bann zieht. Im Fjord schimmert das Wasser blaugrün, darüber leuchten die weissen Gletscher. Mit unseren Velos fahren wir bis zum Suphellebreen und staunen auch hier über die beeindruckende Natur.
Auch das Gletschermuseum besuchen wir – dort erfahren wir mehr über die Entstehung der Gletscher, die Region und ihre beeindruckende Vielfalt.

Hiebe vom Getriebe

Leider müssen wir diesen schönen Ort wieder verlassen um rechtzeitig in Leirvik zu sein. Wir legen nach 2 Tagen wieder ab mit Ziel Balestrand, dort wollen wir noch Diesel tanken. Kaum sind wir eine halbe Stunde unterwegs, absolut kein Wind, hören wir plötzlich komische Geräusche aus dem Motorenraum. Martin geht sofort runter in den Motoraum – der Motor blockiert! Ein Startversuch zeigte sofort, vergiss es, da geht nur noch mehr kaputt. Wir überlegen, was nun zu tun ist. Wir müssen zurück an den Steg um in Ruhe zu schauen was das Problem ist. Zum Segeln hat es keinen Wind, also lassen wir unser Dinghi ins Wasser und schleppen unsere 23t schwere Winggis 42 selbst mit dem 5 PS Motor zurück an den Steg. Martin im Dinghi und ich am Steuer. Zum Glück stehen auf dem Steg ein paar Leute die uns beim Anlegen helfen.

Zuerst wussten wir gar nicht was genau kaputt war. Unsere Gedanken kreisen, was, wenn der Motor kaputt ist. Hier liegen wir abgelegen vor jeder grösseren Stadt, keine Werft, kein Bootsladen, kein Hafen und kein Kran. Wir müssten uns wohl in die nächste grössere Ortschaft abschleppen lassen.

Zuerst telefonieren wir mit Julia und Jens von der SY Senja und geben Bescheid dass wir es leider nicht an unser geplantes Treffen schaffen werden. Jens, selbst Seenotretter bei der DGzRS schlägt sofort vor uns abzuschleppen, falls wir keine andere Lösung finden würden.

Die beiden sind wahre Seglerfreunde – auch wenn sie selbst mit einem Motorboot unterwegs sind. Ihr Angebot, uns im Notfall abzuschleppen, hätte für sie bedeutet, zwei Tage bis zu uns nach Fjærland zu fahren und wieder zwei Tage zurück in den nächsten Hafen. Wir schätzen dieses Angebot sehr, und allein zu wissen, dass sie im Notfall für uns da wären, war unglaublich beruhigend.

Ok, jetzt erstmal in Ruhe schauen was los ist. Nach Martin’s Inspektion ist sofort klar, dass das Getriebe kaputt gegangen ist. Zum Glück „NUR“ das Getriebe und nicht der Motor! Das Getriebe mussten wir erst kürzlich reparieren weil das Ersatzgetriebe bei UPS verloren ging. Vermutlich führte ein defekter Simmerring zu schnellem, unbemerkten Ölverlust was dann die Lager weniger amüsant fanden….Aua

Martin baut das Getriebe sogleich auch aus und stellt fest, dass wir es ohne Werkstatt nicht reparieren können. Wir müssen also ein neues Getriebe nach Fjærland bestellen.

In Holland finden wir das passende Getriebe. Wir bestellen es noch vor dem Wochenende und lassen es an den kleinen Dorfladen am Hafen senden. Nun heisst es erstmal warten und die Tage an diesem schönen Ort geniessen.

Warten in Fjærland

Zu unserer grossen Freude lassen Julia und Jens ihr Schiff im Hafen von Askvoll liegen, nehmen zuerst den Bus, mieten dann ein Auto und besuchen uns zum Wochenende in Fjærland. Zusammen verbringen wir wunderschöne gemeinsame Stunden mit interessanten Gesprächen, einem Besuch bei Boyabreen Gletscher und natürlich gibt es Abends ein Schweizer Raclette. Die beiden schlafen bei uns auf dem Schiff.

Wir verbringen die wartenden Tage hauptsächlich mit Velofahren in dieser unglaublich schönen Landschaft am Fusse des Jostedalsgletscher.

Am Steg lernen wir auch Max kennen, ein Italiener aus Rom, er war auch mal Skilehrer in Davos und ist seit 20 Jahren Tourguide in Norwegen. Mit seiner Gruppe verbringt er gerade 2 Tage in Fjærland. In seinen Pausen kommt er auf einen richtigen italienischen Kaffee vorbei – und ich geniesse es, endlich wieder einmal Italienisch zu sprechen.

Am Mittwoch wird tatsächlich bereits unser neues Getriebe geliefert – die etwas ältere Pöstlerin brachte das 25kg schwere Getriebe eigenhändig an den Steg bis zum Schiff! Wir staunen nur – Norweger halt!

Martin lässt keine Zeit verstreichen, baut das neue Getriebe ein und bereits am nächsten Tag verlassen wir Fjärland Richtung Balestrand. Alles funktioniert wieder einwandfrei -bis jetzt!

Balestrand

Kviknes Hotel in
Balestrand

Im Hafen von Balestrand angekommen, suchen wir erstmal Diesel – laut unserem Hafenhandbuch sollte es diesen hier geben. Alles was wir aber noch vorfinden, ist eine geschlossene Tankstelle. Bis in den nächsten Hafen haben wir genug Diesel dabei. Wir schlendern noch etwas in diesem touristischen Örtchen herum und besuchen das berühmte Kviknes Hotel, das 1913 im Schweizer Stil gebaut wurde. Auch Max, unser italienischer Tourguide-Freund, schaut noch einmal vorbei, bevor wir uns für die nächste Zeit voneinander verabschieden.

Leirvik

Am nächsten Tag legen wir in Balestrand ab und motoren rund acht Stunden gegen den Wind – natürlich wieder etwa 20 Knoten – nach Leirvik, wo wir direkt zur eingezeichneten Tankstelle fahren. Diesmal klappt alles problemlos – eine top ausgestattete Tankstelle und wir sind entsprechend erleichtert.


Mit neuem Getriebe, vollem Tank und vielen Erinnerungen im Gepäck sind wir nun bereit für das nächste Kapitel unseres Norwegen-Abenteuers.

Fjærland
Fjærland

Segeltage voller Überraschungen

Kvitsoy

Unser nächstes Ziel: Kvitsøy – eine kleine Insel vor Stavanger, wo tatsächlich mehr Schafe als Menschen leben und die Dorfstrasse nur mit dem Boot befahrbar ist.

Das Dörfchen mit seinen alten, weissen Holzhäusern wirkt wie aus einer anderen Zeit. Kein Wunder, dass es viele Besucher aus dem nahegelegenen Stavanger anzieht. Wir machen an einem öffentlichen Steg fest und geniessen ein paar wunderbar entspannte Sommertage.

Beim Abendspaziergang durch den kleinen Hafen erleben wir dann noch eine besondere Überraschung: Wir treffen auf Sailing_Ingrid-Marie , ein bekannter schwedischer Segler, der seine Eindrücke auf dem Internet teilt.

Ein netter Wortwechsel und Bekanntschaft mit seinem Hasen Rufus erfreuen mich riesig. Rufus, sein Hase, ist auf seinen Segelabenteuern immer dabei und das schon seit 9 Jahren. Nun sind sie wieder auf Südkurs, zurück nach Schweden.

Eine kleine Wanderroute führt über die steinigen Hügel der Insel. In der Ferne entdecken wir eine Hütte mit grossen Fenstern und Martin sagt noch: das ist auch noch ein frecher „Siech“ der sich hier eine Hütte baut. Doch als wir näher kommen, sehen wir, dass die Hütte öffentlich und für alle zugänglich ist.

Eine Tageshütte, die man beim Wandern oder auch bei schlechtem Wetter benützen darf. Mit gemütlichem Holzhofen, Aussengrill, Schaffellen im Dachstock und einer super Aussicht.


Bukkøy

Unsere Route führt uns weiter nördlich zum Wikingermuseum Nr. 53 von Avaldsnes auf Bukkøy. Wir machen am öffentlichen Steg direkt bei der Wikingerfarm fest und wandern um die Insel und besuchen auch das Museum am nächsten Tag. Nun wissen wir warum Donnerstag / Thursday heisst – vom Wikingergott Thor – Gott des Donners.

Skorpo

Es geht weiter Richtung Norden, vorbei an Haugesund in den Hardangerfjord. Am Horizont brauen sich dunkle Wolken zusammen und es ist klar dass ein Gewitter aufzieht. Zeit um in eine geschützte Bucht zu gelangen. Wir hatten nicht mehr viel Zeit und so entschliessen wir uns in der Bucht vor Skorpo zu ankern. Leider hielt der Anker nach zwei Versuchen nicht und so machten wir doch lieber am kleinen Betonsteg fest. Kaum waren wir sicher angebunden blitzte es alle paar Sekunden und Donner grollte in den Bergen. So intensiv haben wir es selten erlebt. Ein Blitz schlägt ca. 200m vor unserem Boot ein.

Nach einer halben Stunde war alles vorbei und wir sind froh, unbeschädigt davon gekommen zu sein.

Kurz darauf kommen zwei Norweger zum Steg – offenbar neugierig wer da in ihrer kleinen Bucht festgemacht hat. Wir grüssen freundlich und fragen, ob es in Ordung sei, hier zu liegen. Ja natürlich, sagen sie – schon war das Eis gebrochen und wir lernten den Bauern, seine Bootswerft, die Kühe und Hafen kennen.

Johann der seit bald 20 Jahren auf seinem Boot lebt und Ole, der Bauer der Insel, erzählen uns ein wenig über das Leben hier und wenig später stehen wir im Kuhstall und gleich daneben in der grossen Werkstatt, wo Holzboote gebaut werden.

nach dem Gewitter

Hardangerfjord

Fanafjord

Auf dem Weg nach Bergen kommen wir bei Fabian & Lyn vorbei. Martin kannte Fabian von früher über die Gartenbaujungs. Er ist mit seiner norwegischen Freundin Lyn nach Norwegen ausgewandert. Wir suchen uns eine ruhige Bucht im Fanafjord, lassen unseren Anker auf zwölf Metern Tiefe fallen und verabreden uns für den nächsten Tag bei uns an Bord.

Am nächsten Morgen sitzen wir gerade beim gemütlichen Frühstück, als plötzlich ein Dinghi mit drei Uniformierten direkt auf uns zuhält. Mein erster Gedanke: der Zoll. Doch es ist die Feuerwehr. Jemand hatte sie alarmiert – wir hätten angeblich genau über einer Wasserleitung geankert, obwohl nirgends ein Ankerverbot zu sehen war. Jetzt sollen wir bitte den Anker kappen, sonst könne es teuer werden, falls die Leitung beschädigt wird.

Abschneiden? Auf keinen Fall! Martin schlägt vor, selbst hinunterzutauchen, um die Lage zu prüfen. Nach ein paar Telefonaten mit dem Feuerwehrchef in Bergen willigen sie ein. Natürlich geht das nicht sofort – erst muss die Tauchausrüstung vorbereitet und der Kompressor angeschlossen werden.

Die Feuerwehrmänner kommen also zu uns an Bord. Ich serviere Kaffee. Sichtlich angetan von der gemütlichen Atmosphäre geniessen sie ihren Sonntagsdienst bei schönstem Sommerwetter – auf einem Schweizer Segelboot im Fanafjord.

Nach sorgfältiger Vorbereitung taucht Martin schliesslich die zwölf Meter zum Anker hinab. Wenig später taucht er wieder auf und gibt Entwarnung: Der Anker liegt frei, weit genug entfernt von der Leitung. Wir sind erleichtert – bleiben dürfen wir trotzdem nicht. Also lichten wir den Anker – immer noch mit der Feuerwehr an Bord und werden sozusagen aus der Bucht eskortiert. Danach suchen wir uns ein neues Plätzchen weit weg von allen Häusern und ganz bestimmt von allen Wasserleitungen.

Bergen

Wir entscheiden uns am nächsten Tag nach Bergen zu fahren – wir wollen noch ein paar Dinge besorgen. Der Hafen in Bergen ist jetzt im Sommer überfüllt und meistens muss man im Päckchen liegen. Wir haben keine Lust darauf und suchen uns einen anderen geeigneten Platz und werden 2km nördlich fündig.

Ein Holzsteg bei einer geschlossenenen Fabrik in Nyhavn. Wir haben ja ein Dinghi und können die 2km nach Bergen fahren.

Am nächsten Tag – gesagt, getan – fahren wir mit dem Dinghi nach Bergen. Jeden Tag legen hier zwei bis drei Kreuzfahrtschiffe an, und das kleine Städtchen ist dann bis auf den letzten Winkel überlaufen. Trotzdem sind wir nicht alle Tage hier, also schlendern wir durch die überfüllten Gassen, weichen den Menschenmassen in alle Richtungen aus und lassen uns ein wenig treiben.

Nach einer Weile haben wir genug gesehen und machen uns auf den Heimweg. Schon in der Hafeneinfahrt türmen sich die Wellen, und der Wind bläst direkt in unsere Bucht. Mit unserem Dinghi – zum Glück mit 15-PS-Aussenborder – kämpfen wir uns nasse Meter für Meter zurück zu unserem Schiff.

Zum ersten Mal beim Dinghifahren erwischt mich eine Welle so, dass ich einen ordentlichen Schluck abbekomme – und bis auf die Unterhosen nass bin. Von den zwei Tagen Rückenschmerzen durch die Schläge der Wellen ganz zu schweigen…Morgen nehmen wir den Bus!

Am nächsten Tag wollen wir es noch einmal wagen – allerdings dieses Mal mit dem Bus nach Bergen. Die Fahrt klappt wunderbar, ganz ohne Salzwasser-Dusche und Rückenschmerzen. Und wie es der Zufall will: Den ganzen Tag, ja sogar am Abend, liegt das Wasser spiegelglatt. Wir hätten locker mit dem Dinghi fahren können.

Norwegen überrascht – mal mit ruhigen Buchten, mal mit Feuerwehr an Bord. Langweilig wird es uns nie!

Von J/70, Felswänden und Flaggen

Dänemark Map

Anfang Juni verlassen wir die Ostsee von Kappeln aus und nehmen Kurs Richtung Norden. In gemütlichen Tagesetappen schlängeln wir uns entlang der dänischen Südsee durch den Kleinen Belt bis nach Ebeltoft – mal bei Regen, mal bei Sonnenschein, aber stets begleitet von schönem Segelwind.

Aalborg/Dänemark – J/70 Segeln

Auf unserer ersten Etappe vor zwei Jahren segelten wir von Westen kommend durch den Limfjord und lernten in Løgstør Vibeke kennen – eine passionierte Seglerin, mit der wir ein paar schöne Tage verbrachten. Und so beschlossen wir spontan, sie in Aalborg zu besuchen. Gesagt, getan – die Wiedersehensfreude war riesig!

Wieder verbrachten wir eine wunderbare Zeit miteinander: vom Musik- bis zum Sportfestival, Grillabend im lokalen Segelclub Limfjorden, Käsefondue auf der Winggis 42 bis hin zu einem ausgiebigen Shoppingtag war alles dabei. Besonders gefreut habe ich (Alessandra) mich über die Einladung zum WoW-Training „Women on Water“ auf einer J/70. Nur mit Frauen zu segeln – das war eine ganz neue und inspirierende Erfahrung, die riesigen Spass gemacht hat.

WoW Training „Women on Water „auf einer J/70 in Aalborg zusammen mit Vibeke

Weiter durch den Limfjord nach Thyborøn

Für unsere Weiterreise nach Norwegen stellte sich die Frage nach der besten Route. Der Wind blies hartnäckig aus Westen, und ein Tief nach dem anderen fegte über den Skagerrak. Schliesslich entschieden wir uns für die westliche Route durch den Limfjord über Thyborøn. Bei vorausgesagten 20 Knoten aus Westen machten wir uns vorerst keine Sorgen und motorten gegen an. Geschützt von der Landabdeckung Richtung Oddesund-Brücke – sie öffnetete pünktlich um 13.15. Jedoch hatten wir jetzt keine Landabdeckung mehr und der Wind nahm zu, somit auch die Wellen und sie stiegen auf knappe 2m an! Auf unserem Windmesser sahen wir Böen von 35 Knoten und unsere Winggis 42 fing an sich in den Wellen festzustampfen. Die Schraube fing an zu dröhnen und der Bug bohrte sich in die Wellen.

Limfjord – Wasser über dem Bug

Wollen wir das unserem Motor antun? Wollen wir das nächste Wetterfenster nach Norwegen wieder verpassen? Viele Fragen schwirrten in unserem Kopf herum. Wir sind vernünftig und entscheiden uns um zu drehen. Wir passieren die Oddesund-Brücke um 13.50 erneut – sie öffnete pünktlich nur für uns. Gemütlich segeln wir mit dem Wind nur mit der Fock mit 6kts zurück auf unseren geschützten Ankerplatz.

Am nächsten Tag nahm der Wind wieder ab und wir segelten die halbe Route nach Thyborøn, die andere Hälfte unter Motor.

So gehört sich das! Fazit: Es lässt sich nichts erzwingen, zur rechten Zeit am rechten Ort dann passt das auch.

Thyborøn – Olavsundet (Norwegen)

Ein günstiges Wetterfenster für Norwegen tat sich auf und so legten wir morgens um 5:00 Uhr im Hafen von Thyborøn ab. Bereits in der Bucht wurden wir von mehreren Delfinen begleitet – das frühe Aufstehen hatte sich gelohnt! Den ganzen Tag segelten wir mit konstantem 15-Knoten-Wind aus Süd über den Skagerrak. Unterwegs sichteten wir viele Schweinswale und Spitzkragendelfine – ganze Schulen begleiteten uns. Endlich wieder Tiere im Wasser!

Gegen 22:00 Uhr fahren wir durch die enge Einfahrt nach Olavsundet und werfen in der geschützten Bucht den Anker. Müde, aber glücklich – wir sind endlich in Norwegen angekommen! Noch am selben Abend erledigen wir online unsere Zolldeklaration zur Einreise in Norwegen.

Ankunft Olavsundet – Norwegen

Am nächsten Morgen, pünktlich um 10:00 Uhr, stattet uns der norwegische Zoll einen Besuch ab. Zwei freundliche Zöllner kommen an Bord und setzen sich zu uns ins Cockpit. Als sie unsere ordnungsgemäße Deklaration sehen, sind sie sichtlich zufrieden. Nach ein paar kurzen Fragen verabschieden sie sich wieder – alles problemlos.

Ein weiteres Tief zieht über uns hinweg, und so verbringen wir die ersten Tage ruhig, aber sehr eindrücklich. Wir erkunden die alten Bunkeranlagen und Tunnel aus dem Zweiten Weltkrieg, wandern über die Inseln und geniessen die besondere Atmosphäre dieser wilden Landschaft.

Flekkefjord am öffentlichen Steg

Leider kommt der Wind weiterhin konstant aus Westen – genau aus der Richtung, in die wir eigentlich wollen…Kein Winddreher in Aussicht, nur weniger Wind. So nutzen wir weniger Wind und motoren uns ums Kap von Lindesnes und Lista in den Flekkefjord.

Trotz wenig Wind ist die See alles andere als ruhig. Die Dünung der letzten Tage trifft auf die Untiefen rund ums Kap – die Wellen kommen aus allen Richtungen, einfach ungemütlich und Martin wirds schlecht. Umso erleichterter sind wir, als sich die See im Flekkefjord beruhigt.

Am öffentlichen Steg mit Grill und Sitzplatz machen wir fest. Im Cockpit sitzend bestaunen wir die Felswände, die nur wenige Meter entfernt fast senkrecht aus dem Wasser ragen. Wir bleiben drei Nächte, wandern zu den nahegelegenen Bergseen und genießen es einfach, hier zu sein.

Berefjord – ein Highlight

Dann zieht es uns weiter in den Berefjord – unser erstes kleines Highlight in Norwegen. Wir ankern in einer idyllischen Bucht, umgeben von Felsen, einem öffentlichen Grillplatz, einem privaten Wasserfall und – nur einen kurzen Fussmarsch entfernt – einem Süsswassersee. Den lassen wir uns natürlich nicht entgehen!

Weiter geht’s nordwärts Richtung Egersund – wir haben keine Grillwürstchen mehr. Etwas nördlich lassen wir den Anker in einer Bucht fallen, setzen das Dinghi ins Wasser und fahren nach Egersund. Und dann trauen wir unseren Augen kaum: Am Kai liegt ein Segelboot mit chilenischer Flagge. Klar können wir da nicht einfach vorbeifahren – wir klopfen an.

Egersund und Flaggen

Jorge begrüsst uns herzlich und lädt uns spontan auf ein Bier an Bord ein. Er ist auf dem Weg zurück in seine Heimat Chile. Jorge wartet auf eine neue Einspritzpumpe. Ich freue mich riesig, wieder einmal Spanisch zu sprechen, und geniesse die südamerikanische Atmosphäre. Schnell merken wir, dass wir mit ein paar Handgriffen an Bord helfen können. Am nächsten Tag kehren wir zurück – Martin bringt den Autopiloten wieder in Gang und installiert das neue AIS. Als Dankeschön gibt’s einen feinen Tequila – und ein paar Crevetten dazu. Perfekt!

Ach ja – und beim Einkaufen in Egersund entdecken wir noch ein Segelboot mit Schweizer Flagge: Nele. Natürlich klopfen wir auch dort an. Eva und Peter aus Binningen laden uns sofort auf ein Kaffi ein – und dazu gibt’s sogar ein paar frische Chriesi aus Biel-Benken, direkt mitgebracht aus der Heimat. Einfach schön!

Olavsundet

Wir sind in Norwegen angekommen und fühlen uns wohl!

Tag für Tag kommen wir Norwegen näher und haben bis jetzt nur schöne und friedliche Orte und Menschen getroffen. Wir sind gespannt, welche schöne und imposante Überaschungen noch auf uns warten.

Von Werftzeit und Wiedersehen

Drei Monate in der Werft

Fast 3 Monate haben wir in der Museumswerft in Greifswald verbracht. Die Zeit haben wir genutzt um unser Schiff auf Vordermann zu bringen. Einiges haben wir erneuert: neue Segel, neue Davits, zusätzliche Solarpanele (1700 Watt) und neue Batterien (15KW/h LIFEPO4) von Global Power. Manchmal schien die Werftzeit kein Ende zu nehmen, aber jetzt sind wir froh über jedes kleine Detail das wir verbessert haben.

Unsere neuen Segel ließen wir in der Tuchwerkstatt Greifswald fertigen – Sebastian, der Segelmacher, ist gleichzeitig auch Vertreter von Rolly Tasker Sails. Bei eisiger Kälte wurden Segel und Rigg an Bord gemessen. Sechs Wochen später hielten wir die neuen Segel in den Händen.

Wir lagen sehr gerne in der Museumswerft Greifswald. Sie ist sozusagen eine Selbsthilfewerft, in der jeder gegen einen kleinen Unkostenbeitrag die Werkstätten und Maschinen nutzen darf. Werftmeister Holger war jederzeit sehr hilfsbereit und zuvorkommend – wir können die Werft nur empfehlen und würden jederzeit wieder dort liegen wollen.

Dort lernten wir auch Thomas kennen, der selbstständig als Schweisser und Mechaniker in der Werft für mehrere Jahre arbeitete. Er hatte letztes Jahr sein Stahlschiff erfolgreich in die Nordsee gesegelt und wird zurkünftig auch die Weltmeere bereisen. Sein ansteckendes, lustiges Lachen sorgte für manche schöne Abende an Bord der Winggis 42.

Stralsund – ein kleines Wiedersehen

Als wir startklar waren, segelten wir als Erstes nach Stralsund. Lange hatten wir Isolde und Karin versprochen, sie irgendwann wieder zu besuchen. Kennengelernt hatten wir die beiden im letzten Jahr – in der (angeblich) ältesten Hafenkneipe Europas, mitten in Stralsund.

Die Wiedersehensfreude war gross, und wir haben die gemeinsamen Tage sehr genossen. Wir wurden eingeladen, liebevoll bekocht – und auch bei uns an Bord war fast immer jemand zu Besuch.

Eigentlich wollten wir schon früher weiter, aber wir blieben immer noch einen Tag länger – auch, weil uns Karins Familie über Ostern zum Grillieren eingeladen hatte. Bei Marinchen, die uns zeigte wie man Eierlikör vom Tisch trinkt und bei Gilli mit den tasmanischen Wurzeln. Ein schöner Abend, den wir nicht missen möchten.

Weiter nach Barth zu Fortgeblasen

Von Stralsund segelten wir weiter nach Barth, wo wir unsere Freunde Claudia und Jürgen von Fortgeblasen trafen. Ihre La Belle Epoque lag in der Werft, und wir verbrachten gemeinsam viele gemütliche Stunden, während wir sie täglich mit verschiedenen Menüs bekochten.

Ausserdem besuchten uns Julia und Jens mit ihrem Kleinflugzeug aus Cuxhaven. Vor 2 Jahren lagen wir mit unseren 3 Booten vor Anker in Bornholm. So entstand ein besonderes Treffen, das uns in Erinnerung bleiben wird.


Julia & Jens mit ihrem Kleinflugzeug in Barth gelandet

Besuch auf Hiddensee

Nach Barth ging es für uns weiter zur Insel Hiddensee, wo wir Michael und Sarah von der North Story besuchten. Michael ist seit Kurzem der neue Hafenmeister in Kloster, und es war schön, sie wiederzusehen und ein paar entspannte Tage mit ihnen zu verbringen.

Wir genossen Spaziergänge, Velotouren, gute Gespräche und das einfache Leben auf der Insel. Wir wünschen den beiden eine schöne Zeit auf „Floki’s“ Insel.

Auf nach Büsum

Nach allem beschlossen wir, einen kleinen Abstecher nach Büsum zu machen, um dort alle Freunde zu besuchen, die wir vor vier Jahren während unserer Werftzeit kennengelernt hatten.

Für diese Zeit fanden wir für unsere Winggis 42 einen Liegeplatz in der Museumswerft in Kappeln in der Schlei und warteten auf Hiddensee auf das nächste passende Wetterfenster, um über Dänemark nach Kappeln zu segeln. Von Kappeln aus ging es dann mit Bus und Zug direkt nach Büsum.

Die Wiedersehensfreude war gross – jeden Tag besuchten wir andere Freunde und wurden herzlich empfangen und eingeladen. Es war schön zu sehen, wie willkommen wir uns überall fühlten – fast, als wären wir nie wirklich weg gewesen.

Kurzer Heimatbesuch

Und weil wir gerade so im Besuchsmodus waren, hängten wir gleich noch eine kleine Heimreise in die Schweiz an. Eine Woche verbrachten wir in Basel bei Familie und Freunden – und ein Abstecher in die Berge durfte dabei natürlich nicht fehlen.

Vorfreude auf den Norden

Nach all den Besuchen sind wir nun wieder unterwegs – mit neuer Energie und viel Vorfreude. Aktuell segeln wir durch Dänemark, geniessen ruhige Buchten und die langen Tage.

Unser Ziel ist Norwegen. Mit jedem Tag wächst die Vorfreude auf die Küsten, Fjorde und das Abenteuer im Norden.

Youtube Video: Teil 2 unserer Reise durch Schweden, Finnland und Estland

Zwischendurch fanden wir doch noch etwas Zeit, den 2. Teil unseres Videos von der letztjährigen Reise zu schneiden und fertigzustellen.
Hier geht’s zum Video:

Wir bauen neue Davits für zusätzliche Solarpanele

Unsere neuen Segel sind bei Rolly Tasker Sails / Tuchwerkstatt Greifswald bestellt und während wir auf die Fertigung warten, nutzen wir die Zeit in der Museumswerft. Hier können wir glücklicherweise alle Werkstätten und Maschinen brauchen und somit entschliessen wir uns neue Davits für 2 zusätzliche Solarpanele zu bauen. Gleichzeitig montieren wir 2 Solarpanele auf dem Dach – mit einer praktischen Lösung; das untere Panel lässt sich herausziehen und dient gleichzeitig als Sonnenschutz für unser Cockpit.

Eine besondere Herausforderung: Wir liegen im Päckchen neben zwei großen Traditionsschiffen, also muss das gesamte Material zuerst durch beide Schiffe transportiert werden. Ausserdem binden wir uns ein Arbeitsfloss ans Heck, um optimal arbeiten zu können. Bevor wir loslegen, demontieren wir die Windsteueranlage, die Seilrolle, die Badeleiter und beide Halterungen mit den Dinghi-Motoren, um ein freies Heck zum Schweißen zu haben.

Mit diesen 4 neuen Solarpanelen haben wir genug Strom um zu kochen, den Warmwasserboiler zu erhitzen und alle restlichen elektronischen Geräte zu versorgen.

Daten: 1 Solarpanel: 1762mm x 1134mm und 445 Watt

Hier ein Einblick in unsere Arbeit:

Durch das Schweissen hat die Farbe am Heck etwas gelitten – also steht nun noch eine neue Lackierung an. Und damit uns nicht langweilig wird, nutzen wir die Gelegenheit, um im Cockpit auch gleich noch einen KiwiGrip rutschfesten Belag aufzutragen.

Unsere neuen Segel sollten bald fertig sein, und dann geht’s endlich weiter in den Norden – nach Norwegen. Wir freuen uns darauf!

19m hoch – Windex und 3-Farben Laterne abmontiert

Unser Windex ist mal wieder kaputt – also muss Martin auf den Mast. Gleichzeitig hat er auch unsere 3-Farben Laterne abmontiert, sie bekommt neue LED Lämpchen.

Glücklicherweise ist unser 19 Meter hoher Mast mit „Maststufen“ ausgestattet, die das Klettern erheblich erleichtern. Zusätzlich ist Martin mit einem Fall nochmals über eine Winsch gesichert, die ich am Mast bediene. So bleibt er jederzeit gut abgesichert.

Jetzt heisst es zuerst Windex reparieren und LED ersetzen – dann muss Martin nochmal hoch, damit alles auf dem Mast wieder einsatzbereit ist.

19m hoch

Täglicher Bord-Kletterkurs

Unsere Winggis 42 liegt gerade neben zwei großen Traditionsschiffen – und das bedeutet: Klettern statt Gangway! 😅 Jeden Tag geht’s über zwei Schiffe, bevor wir endlich an Bord sind.

📍 Ort: Museumswerft Greifswald
⚓ Schiff: Winggis 42

Neue Segel in Greifswald / Deutschland

Nach fast einem Jahr in Schweden und nur wenigen richtigen kalten Wintertagen mit Schnee bereiten wir uns langsam auf die Ueberfahrt nach Deutschland vor.

Unsere Segel sind über 20 Jahre alt und wir wissen nicht, wielange sie noch halten werden. Um gut für zukünftige Reisen vorbereitet zu sein, entschliessen wir uns für einen Segelmacher in Greifswald / Deutschland.

Die Wettervorhersage sieht für zwei Tage einigermassen stabil aus, danach für 2 Wochen nicht mehr. Wir wollen Samstag Abend um ca. Mitternacht los und die 140 Seemeilen von Matvik nach Greifswald durchsegeln. Und genau an diesem Abend werden wir kurzfristig von Essemi und Nick zu Burn’s Night eingeladen. Ein jährliches schottisches Fest. Die beiden sind aus Schottland nach Schweden ausgewandert.

Schottisches Haggis

Wir freuen uns über die Einladung und probieren zum 1. Mal Haggis – direkt aus Schottland importiert – ein Gericht aus gehackten Schafsinnereien mit Hafer im Schafsmagen (eine Art Leberwurst im Schafsmagen)….Überraschenderweise hat es uns auch noch geschmeckt 🙂 Von geschätzten 30 Gästen haben sicher die Hälfte ihre eigenen Musikinstrumente mitgebracht und den ganzen Abend schottische Lieder gespielt. Wir danken Essemi und Nick für ihre Gastfreundschaft!

Üeberfahrt Matvik SE – Greifswald DE

Noch mit Musik in den Ohren verlassen wir um 23.00 Uhr das Fest, bereiten uns vor und legen um 23.45 von Matvik ab – Kurs Süd nach Greifswald. Es war wenig Wind angesagt und so dachten wir an eine ruhige Nacht. Dachten wir……kaum waren wir draussen, nahm der Wind und die Wellen zu – angesagte 15 Knoten waren nun 25 Knoten Wind. Martin wurde leider seekrank und somit war an meinen geplanten Schlaf vorerst nicht zu denken. So segelten wir die Nacht durch die Hanöbucht und wechselten uns ab so gut es ging. Der Wind liess am Morgen dann soweit nach, dass wir den Motor zur Hilfe nehmen mussten. Wir wollten rechtzeitig in Greifswald ankommen, das nächste Tief war bereits im Anmarsch.

Nachts auf dem Greifswalder Bodden sahen wir plötzlich auf dem AIS ein Boot hinter uns, relativ nahe. Und schon hörten wir am Funk unseren Schiffsnamen. Die deutsche Küstenwache wollte uns besuchen und unsere Pässe sehen. Wir sollten auf Kurs bleiben. Mit einem langen Stiel mit einer kleinen Tasche dran sollten wir unsere Pässe in die Tasche legen. Nach 10 Minuten bekamen wir sie dann wieder zurück. Die Küstenwache war sichtlich erstaunt über ein Schweizer Schiff das mitten in der Nacht bei Nebel im Winter auf dem Greifswalder Bodden fährt. Sie haben uns freundlich einen schönen Abend gewünscht.

Um 01.30 am Sonntag Morgen legen wir etwas müde am Steg vor der Brücke in Wieck / Greifswald an und kochen uns zuerst eine Büchse Ravioli! Soooo guat gsi!!!

Winterzeit

24.12.2024 Utklippan

Bei den kurzen Tagen im winterlichen Schweden wird die Ankunft meist im Dunkeln stattfinden, so auch an diesem Tag. Die östliche Einfahrt nach Utklippan haben wir gut gemeistert. Martin am Innensteuerstand und Alessandra am Bug mit einem Scheinwerfer. Leider ist die Hafeneinfahrt nicht mehr beleuchtet aber mit dem Scheinwerfer konnten wir die Umrisse der Hafeneinfahrt gut erkennen. Wir halten uns strikt an das enge Fahrwasser, auf beiden Seiten lauern Steine im Wasser, auch im Vorhafen. Nach einer 10 stündigen Überfahrt von Kalmar kommend machen wir pünktlich um 1800 im Hafen fest und geniessen danach ein feines Fondue Chinoise – pünktlich zu Weihnachten!

Nachdem in den nächsten Tagen bis zu 60kts Wind angekündigt wird, entschieden wir uns nach 2 Tagen in den Hafen von Karlskrona zu verlegen. Dort liegen wir doch etwas geschützter.

Die Feuerwerke an Silvesterabend hielten sich in Karlskrona in Grenzen, es hatte wohl einfach zu viel Wind. Auch wir haben es uns auf der Winggis sehr gemütlich gemacht und haben mit einem „Röteli“ aufs Neue Jahr angestossen 🙂

1.1.2025 Kapitan Borchardt

Zufälligerweise traf ich am nächsten Tag zwei Damen auf der Hafen-Toilette die uns für den Abend auf ihr Schiff eingeladen haben – die unter polnischer Flagge Kapitan Borchardt, ein Drei-Mast Segelschulschiff von 1918 das über Silvester einen Törn von Stettin aus nach Schweden geplant hatte. Wir wurden vom Kapitän und der 33-köpfigen Besatzung sehr herzlich empfangen und wir feierten unser Neues Jahr bis in die Morgenstunden. Die Gastfreundlichkeit, Herzlichkeit und Offenheit der Polen hat uns schlicht überwältigt und wir haben wirklich selten so ein lustiges Fest erlebt. Wir werden es mit einem Lächeln im Gesicht in unseren Erinnerungen behalten.

Serdecznie dziękujemy naszym polskim przyjaciołom żeglarskim 🙂

Nach dem Sturm

Der Starkwind lässt uns länger im Hafen bleiben und so nutzen wir die Zeit zum Lesen, Vorbereiten für Norwegen, kleinere Arbeiten am Boot und um einen kurzes Video unseres Segeljahres 2024 zusammenzuschneiden. Im folgenden Video findet ihr den 1. Teil. Viel Spass beim Schauen!

Schärensegeln geht auch im Winter

Bevor der Hafen endgültig zufriert, verlassen wir Nävekvarn früh morgens durch die Schären in südliche Richtung nach Langö – die nächsten Tage hat der Wetterbericht Minusgrade angesagt und wir wollen uns nicht  einfrieren lassen. Der Winter ist im Anmarsch. Mit 20kts Wind aus Nord, kommen wir gut vorwärts, müssen uns sehr auf die Route konzentrieren – überall Untiefen und Steine, wie üblich in den schwedischen Schären. Abends lassen wir den Anker in einer kleinen Bucht fallen.

Mit den ersten Sonnenstrahlen am nächsten Tag verlassen wir den Ankerplatz, denn bereits um 15.00 Uhr fängt die Abendämmerung an und kurz vor Sonnenuntergang lassen wir den Anker bei Langö fallen.

Schwedische Winter Segeltage!

Ende