Wir sind nun bereits wieder nach unserem Heimaturlaub in der Schweiz ende November in Størdal angekommen und möchten aber noch über den letzten Teil unser diesjährigen Reise berichten. Viel Spass beim Lesen!

Auf Nordkurs
Nicht mehr weit und wir müssen auf unserem nördlichen Kurs das berühmte Stadlandet umrunden. Der westlichste Punkt Norwegens wird oft als „das Kap der Stürme“ bezeichnet. Schon seit Jahrhunderten ist Stadlandet berüchtigt für starke Winde und hohe Wellen. Die Wettervorhersage verspricht für die kommenden Tage jedoch wenig Wind und so wollen wir dieses Wetterfenster nutzen um das Kap zu umrunden.

Zwischenstopp in Askvoll
Wieder einmal motoren wir – von Leirvik nach Askvoll und legen dort einen Zwischenstopp ein. Beim abendlichen Motorencheck entdecken wir erneut etwas Öl in der Bilge, leicht rötlich gefärbtes Öl -> Getriebeöl. Aber nur sehr wenig. Das kann doch jetzt nicht sein – ein neues Getriebe und schon wieder verliert es Öl…Leider ist es auch alles andere als leicht zugänglich – unter der Treppe müssen wir den Boden herausnehmen, dort steigt Martin dann in den Motorenraum und muss sich auch noch mühsam zum Getriebe hinunter falten. Alles sieht soweit gut aus – keine Spur von einem sichtlichen Defekt. Aber woher kommt das Öl?


Fehlersuche
Natürlich beginnt auch Martin an sich zu zweifeln. Hat er das neue Getriebe richtig montiert, sind alle Schrauben gut angezogen oder gar zu fest. Oder liegt es gar an der Welle die nicht in der Flucht läuft. Viele Fragen schwirren in seinem Kopf herum. Wir entschliessen uns dennoch am nächsten Tag weitzufahren und gleichzeitig den minimalen Ölverlust gut im Auge zu behalten, der Ölstand veränderte sich ja nicht merklich.
Ankern beim Hornelen



Am nächsten Tag planen wir, in einer Bucht gegenüber des Hornelen zu ankern, ca. 35sm weiter nördlich. Hornelen ist mit 860m die höchste Klippe Europas. Wiederum unter Motor geht es durch eindrucksvolle Felslandschaften, vorbei an steilen Hängen und grünen Tälern, die im Sonnenlicht fast unwirklich wirken.
Unterwegs misst Martin die Temperatur an dem Wellenlager – es scheint leicht erhöht zu sein (45 Grad). Möglich dass das Pendelrollenlager axial zu stark belastet wird. Wir wollen kein Risiko eingehen und steuern die nächste geschützte Bucht an und lassen dort unseren Anker fallen. Beim Kontrollblick in den Motorenraum findet Martin wieder etwas Getriebeöl in der Bilge, sowie auch ein kleiner Deckel. Keine Ahnung wo dieser abgefallen ist! Auch das Lager wird neu eingestellt und so montiert, dass es mehr axiales Spiel hat.
Umrundung Stadlandet
Das Wetterfenster für die Umrundung von Stadlandet sieht weiterhin stabil aus und wir wollen es nicht verpassen, also brechen wir gleich am nächsten Morgen auf. Wir wollen in Silda, kurz vor dem Kap nochmals ankern um es früh am nächsten Tag zu umrunden. Wir kommen gut vorwärts, checken nochmals das Wetter und entschliessen uns spontan bereits heute das Kap zu umrunden. Wir fahren bei wenig Wind mit ca. 1-2m hohe Wellen und klarer Sicht 20sm um das Kap. Zur Stabilisierung setzen wir das Grosssegel und motoren eng entlang der Küste. Obwohl kaum Wind weht, stampfen wir mit ca. 3 Knoten bei erhöhter Drehzahl durch die Wellen. Beide sind wir doch auch etwas angespannt – gleichzeitig wissen wir dass der Ölverlust minimal ist und wir im Schlimmsten Fall nur Öl nachfüllen müssten, ausser ein Simmerring versagt plötzlich. Aber das wäre dann eine andere Geschichte.
Glücklich und erleichtert das Kap umrundet zu haben, machen wir im Hafen von Kvamsøya an einem alten Fischersteg fest. Die Tide scheint hier doch etwas höher zu sein und so müssen wir über unser Dach und den schwarzen Reifen an Land klettern.
Pläne
Unsere Freunde Claudia und Jürgen von La Belle Epoque sind auch auf Nordkurs und werden diesen Winter ihr Schiff im Hafen von Stjørdal im Trondheimfjord liegen lassen. Sie haben etwas Vorsprung und sind bereits dort. Auch wir entscheiden uns, diesen Hafen anzusteuern und von dort für ein paar Wochen in die Schweiz zu fliegen.
Kleines Paradies
Gemütlich und in unserem Tempo geht es weiter der Küste entlang. An vielen Orten in Norwegen stehen öffentliche Stege zur Verfügung – meist mit Sitzplatz und Grill. Diese Plätze sind so schön, dass wir immer noch einen Tag anhängen. Einer davon war Kraken – ein schwimmender Steg ohne Landanschluss mit Grill und Hütte.
Bud und die Fischer
In zwei Tagen sollte das Wetter für den Küstenabschnitt Hustadvika ruhig sein und so legen wir im Hafen von Bud an um erstmal das Dörfchen zu erkunden. Hustadvika ist ein seichtes Meeresgebiet mit vielen kleinen Schären und Riffen. So manche Schiffsunglücke haben sich hier ereignet. Im Hafen liegt der verbogene Anker der Viking Sky – das Kreuzfahrtschiff ist 2019 vor der Küste in Seenot geraten. Sehr eindrücklich diesen massiven riesigen Anker vor uns zu sehen der einfach verbogen ist.


Am Steg treffen wir mittags auf Thomas und Tore – zwei Hobbyfischer aus der Nähe von Oslo. Sie hatten eine ganze Kiste voller Fische gefangen. Nach ein paar netten Worten bekamen wir von ihnen einen frisch gefangenen und filetierten Fisch geschenkt. Ausserdem wollten sie später noch auf einen Kaffee vorbeikommen.
Gegen 19.00 Uhr dachten wir schon, dass sie wohl nicht mehr kommen würden, und wollten gerade mit dem Abendessen beginnen. Kaum hatte ich mit den Vorbereitungen begonnen, da klopfte es auch schon am Schiff. Ah, sie kommen doch noch!
Wir verbrachten einen sehr sehr lustigen Abend zusammen, und gegen 1.00 Uhr morgens hatten wir immer noch nichts Richtiges gegessen. Also verschoben wir das Abendessen lieber auf morgen!


Endspurt
Die Fahrt entlang der Küste von Hustadvika verlangte zwar unsere volle Aufmerksamkeit beim Navigieren, aber das ruhige Wetter machte den Tag angenehm entspannt. Die nächsten paar Tage motoren wir (immer noch!) in gemütlichen Tagesetappen der Küste entlang in den Trondheimfjord. Tatsächlich können wir die letzte Etappe von Trondheim nach Stjørdal endlich mal wieder segeln. Hier werden wir unsere Winggis 42 für ein paar Wochen im Hafen stehen lassen und in die Heimat reisen.


Der Endspurt ist spürbar: Einerseits freuen wir uns auf die letzten Etappen, andererseits können wir kaum glauben, dass diese wunderbare diesjährige Reise schon fast vorbei ist.
Im Hafen von Stjørdal angekommen hat Martin auch gleich das Getriebe nochmals ausgebaut. Und siehe da: der kleine Deckel war vom Gehäuse abgefallen und so tropfte immer etwas Öl aus dieser Öffnung. Leider konnten wir das beim eingebauten Getriebe nicht richtig sehen. Wir hätten es über komplizierte Wege auf Garantie zur Reparatur nach Oslo senden können, aber nach unseren letzten Erfahrungen haben wir uns entschieden, es selber zu reparieren.
Für uns geht es nun ein paar Wochen in die Heimat, wir wollen im November aber wieder auf unserem schwimmenden Zuhause sein und bis ca. ende Februar in Stjørdal bleiben bevor es dann weiter in den Norden geht.
Mit Vorfreude blicken wir jetzt schon auf die kommende Monate an Bord.




































































































