
Kvitsoy
Unser nächstes Ziel: Kvitsøy – eine kleine Insel vor Stavanger, wo tatsächlich mehr Schafe als Menschen leben und die Dorfstrasse nur mit dem Boot befahrbar ist.
Das Dörfchen mit seinen alten, weissen Holzhäusern wirkt wie aus einer anderen Zeit. Kein Wunder, dass es viele Besucher aus dem nahegelegenen Stavanger anzieht. Wir machen an einem öffentlichen Steg fest und geniessen ein paar wunderbar entspannte Sommertage.
Beim Abendspaziergang durch den kleinen Hafen erleben wir dann noch eine besondere Überraschung: Wir treffen auf Sailing_Ingrid-Marie , ein bekannter schwedischer Segler, der seine Eindrücke auf dem Internet teilt.
Ein netter Wortwechsel und Bekanntschaft mit seinem Hasen Rufus erfreuen mich riesig. Rufus, sein Hase, ist auf seinen Segelabenteuern immer dabei und das schon seit 9 Jahren. Nun sind sie wieder auf Südkurs, zurück nach Schweden.
Eine kleine Wanderroute führt über die steinigen Hügel der Insel. In der Ferne entdecken wir eine Hütte mit grossen Fenstern und Martin sagt noch: das ist auch noch ein frecher „Siech“ der sich hier eine Hütte baut. Doch als wir näher kommen, sehen wir, dass die Hütte öffentlich und für alle zugänglich ist.
Eine Tageshütte, die man beim Wandern oder auch bei schlechtem Wetter benützen darf. Mit gemütlichem Holzhofen, Aussengrill, Schaffellen im Dachstock und einer super Aussicht.




Bukkøy

Unsere Route führt uns weiter nördlich zum Wikingermuseum Nr. 53 von Avaldsnes auf Bukkøy. Wir machen am öffentlichen Steg direkt bei der Wikingerfarm fest und wandern um die Insel und besuchen auch das Museum am nächsten Tag. Nun wissen wir warum Donnerstag / Thursday heisst – vom Wikingergott Thor – Gott des Donners.





Skorpo

Es geht weiter Richtung Norden, vorbei an Haugesund in den Hardangerfjord. Am Horizont brauen sich dunkle Wolken zusammen und es ist klar dass ein Gewitter aufzieht. Zeit um in eine geschützte Bucht zu gelangen. Wir hatten nicht mehr viel Zeit und so entschliessen wir uns in der Bucht vor Skorpo zu ankern. Leider hielt der Anker nach zwei Versuchen nicht und so machten wir doch lieber am kleinen Betonsteg fest. Kaum waren wir sicher angebunden blitzte es alle paar Sekunden und Donner grollte in den Bergen. So intensiv haben wir es selten erlebt. Ein Blitz schlägt ca. 200m vor unserem Boot ein.
Nach einer halben Stunde war alles vorbei und wir sind froh, unbeschädigt davon gekommen zu sein.
Kurz darauf kommen zwei Norweger zum Steg – offenbar neugierig wer da in ihrer kleinen Bucht festgemacht hat. Wir grüssen freundlich und fragen, ob es in Ordung sei, hier zu liegen. Ja natürlich, sagen sie – schon war das Eis gebrochen und wir lernten den Bauern, seine Bootswerft, die Kühe und Hafen kennen.
Johann der seit bald 20 Jahren auf seinem Boot lebt und Ole, der Bauer der Insel, erzählen uns ein wenig über das Leben hier und wenig später stehen wir im Kuhstall und gleich daneben in der grossen Werkstatt, wo Holzboote gebaut werden.








Fanafjord
Auf dem Weg nach Bergen kommen wir bei Fabian & Lyn vorbei. Martin kannte Fabian von früher über die Gartenbaujungs. Er ist mit seiner norwegischen Freundin Lyn nach Norwegen ausgewandert. Wir suchen uns eine ruhige Bucht im Fanafjord, lassen unseren Anker auf zwölf Metern Tiefe fallen und verabreden uns für den nächsten Tag bei uns an Bord.
Am nächsten Morgen sitzen wir gerade beim gemütlichen Frühstück, als plötzlich ein Dinghi mit drei Uniformierten direkt auf uns zuhält. Mein erster Gedanke: der Zoll. Doch es ist die Feuerwehr. Jemand hatte sie alarmiert – wir hätten angeblich genau über einer Wasserleitung geankert, obwohl nirgends ein Ankerverbot zu sehen war. Jetzt sollen wir bitte den Anker kappen, sonst könne es teuer werden, falls die Leitung beschädigt wird.
Abschneiden? Auf keinen Fall! Martin schlägt vor, selbst hinunterzutauchen, um die Lage zu prüfen. Nach ein paar Telefonaten mit dem Feuerwehrchef in Bergen willigen sie ein. Natürlich geht das nicht sofort – erst muss die Tauchausrüstung vorbereitet und der Kompressor angeschlossen werden.
Die Feuerwehrmänner kommen also zu uns an Bord. Ich serviere Kaffee. Sichtlich angetan von der gemütlichen Atmosphäre geniessen sie ihren Sonntagsdienst bei schönstem Sommerwetter – auf einem Schweizer Segelboot im Fanafjord.
Nach sorgfältiger Vorbereitung taucht Martin schliesslich die zwölf Meter zum Anker hinab. Wenig später taucht er wieder auf und gibt Entwarnung: Der Anker liegt frei, weit genug entfernt von der Leitung. Wir sind erleichtert – bleiben dürfen wir trotzdem nicht. Also lichten wir den Anker – immer noch mit der Feuerwehr an Bord und werden sozusagen aus der Bucht eskortiert. Danach suchen wir uns ein neues Plätzchen weit weg von allen Häusern und ganz bestimmt von allen Wasserleitungen.

Bergen
Wir entscheiden uns am nächsten Tag nach Bergen zu fahren – wir wollen noch ein paar Dinge besorgen. Der Hafen in Bergen ist jetzt im Sommer überfüllt und meistens muss man im Päckchen liegen. Wir haben keine Lust darauf und suchen uns einen anderen geeigneten Platz und werden 2km nördlich fündig.
Ein Holzsteg bei einer geschlossenenen Fabrik in Nyhavn. Wir haben ja ein Dinghi und können die 2km nach Bergen fahren.

Am nächsten Tag – gesagt, getan – fahren wir mit dem Dinghi nach Bergen. Jeden Tag legen hier zwei bis drei Kreuzfahrtschiffe an, und das kleine Städtchen ist dann bis auf den letzten Winkel überlaufen. Trotzdem sind wir nicht alle Tage hier, also schlendern wir durch die überfüllten Gassen, weichen den Menschenmassen in alle Richtungen aus und lassen uns ein wenig treiben.
Nach einer Weile haben wir genug gesehen und machen uns auf den Heimweg. Schon in der Hafeneinfahrt türmen sich die Wellen, und der Wind bläst direkt in unsere Bucht. Mit unserem Dinghi – zum Glück mit 15-PS-Aussenborder – kämpfen wir uns nasse Meter für Meter zurück zu unserem Schiff.
Zum ersten Mal beim Dinghifahren erwischt mich eine Welle so, dass ich einen ordentlichen Schluck abbekomme – und bis auf die Unterhosen nass bin. Von den zwei Tagen Rückenschmerzen durch die Schläge der Wellen ganz zu schweigen…Morgen nehmen wir den Bus!


Am nächsten Tag wollen wir es noch einmal wagen – allerdings dieses Mal mit dem Bus nach Bergen. Die Fahrt klappt wunderbar, ganz ohne Salzwasser-Dusche und Rückenschmerzen. Und wie es der Zufall will: Den ganzen Tag, ja sogar am Abend, liegt das Wasser spiegelglatt. Wir hätten locker mit dem Dinghi fahren können.
Norwegen überrascht – mal mit ruhigen Buchten, mal mit Feuerwehr an Bord. Langweilig wird es uns nie!